Stellt euch vor, wir hätten eine Wohnungskrise der Mietenden und das Parlament würde versuchen, Eigentümer*innen Geld zuzuschieben – Ach ja, genau das passiert gerade.
Am 28. September, also in sechs Wochen, stimmen wir über die Abschaffung des Eigenmietwertes ab. Diese wurde im Dezember 2024 vom Parlament beschlossen.[1]
Da es sich dabei um eine Verfassungsänderung handelt, braucht es eine Volksabstimmung.
Um zu erklären, warum wir die Abschaffung ablehnen, müssen wir erst erklären, was der Eigenmietwert überhaupt ist. Dieser betrifft Menschen, welche in Eigentumswohnungen leben. Dabei wird geschätzt, für wie viel Geld die Wohnung vermietet werden könnte. Der Eigenmietwert beträgt etwa zwei Drittel dieser Schätzung. Da es sich dabei quasi um ein Einkommen handelt (bzw. es sich im Falle einer Vermietung um Einkommen handeln würde), muss diese geschätzte Miete entsprechend versteuert werden.[2]
Die Gegner*innen des Eigenmietwertes – entsprechend die Befürworter*innen der Vorlage zur Abschaffung – behaupten, dies sei unfair, da es sich dabei um ein fiktives und nicht um ein reales Einkommen handeln würde. Schliesslich zahlen sich die Menschen ja nicht wirklich selbst Miete.
Als SP hingegen finden wir es gerecht, dass nicht nur Mietende, sondern auch Besitzende eine Steuer auf ihre Wohnung zahlen müssen. Schliesslich müssten die Steuerausfälle im Falle einer Abschaffung von der Allgemeinheit getragen werden – welche in der Schweiz grösstenteils aus Mieter*innen besteht.[3]
Besonders absurd ist, dass die Abschaffung auch Zweitwohnungen, also beispielsweise Ferienhäuser, betrifft. Wer Geld für eine Ferienwohnung hat, kann auch eine gerechte Steuer darauf zahlen. Entsprechend stellen sich Kantone mit hohem Anteil Ferienwohnungen – vor allem die Bergkantone – gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes. Die Regierung des Kantons Tessin hat angekündigt, dass im Falle einer Annahme der Vorlage die Steuern um 7.5% erhöht werden müssten Im Kanton Zürich wären es etwa 3%. Es würden also einmal mehr Reiche auf Kosten der Allgemeinheit profitieren und Geld von unten nach oben verteilt. Zwei Milliarden Franken pro Jahr, um genau zu sein.[4]
In den vergangenen Jahren war Wohnen immer wieder ein beliebtes Thema, mit welchem die Bürgerlichen versucht haben, uns noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen – obwohl wir uns mit den überhöhten Mieten und dem fehlenden Wohnraum bereits jetzt in einer akuten Krise befinden.
Doch es zeigt sich immer mehr, dass die Bevölkerung genug davon hat. Zuletzt erlebten wir im vergangenen November zwei Siege, als die Bevölkerung die von den Bürgerlichen vorgeschlagene Verschärfung des Rechtes auf Untervermietung sowie die Vereinfachung von Kündigungen bei Eigenbedarf versenkte.[5]
Lasst uns den Rückenwind dieser Erfolge mitnehmen – nicht nur im Kampf gegen die Abschaffung des Eigenmietwerts, sondern auch beim Sammeln für die Mietpreis-Initiative [6] (mit welcher wir überhöhte Mieten endlich stoppen wollen), sondern auch bei den anstehenden Gemeindewahlen im kommenden März – bei denen wir uns für bezahlbare Mieten einsetzen werden.[7]
Daher: Nein zur Abschaffung des Eigenmietwertes!
[1] https://www.estv.admin.ch/estv/de/home/die-estv/steuerpolitik/steuerpolitische-dossier/wohneigentumsbesteuerung.html (09.08.2025).
[2] https://www.lexwiki.ch/eigenmietwert/ (09.08.2025).
[3] https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bau-wohnungswesen/wohnungen/wohnverhaeltnisse/mieter-eigentuemer.html (09.08.2025).
[4] https://www.sp-ps.ch/nein-zum-systemwechsel-bei-den-liegenschaftssteuern/ (09.08.2025).
[5] https://www.srf.ch/news/schweiz/abstimmungen-24-november-2024/eidgenoessische-abstimmungen-buerger-erteilen-mietrechtvorlagen-eine-absage (09.08.2025).
[6] https://mietpreis-initiative.ch/ (09.08.2025).
[7] https://effretikon.spschweiz.ch/blog/2025/07/01/wir-ergreifen-partei-fuer-bezahlbare-mieten/ (09.08.2025).
Von Céline Demierre